Gesunde Schweiz? Ist dem so?

Aus dem Inhalt
- Schweizer Stress-Fakten
- Die wirtschaftliche Realität: Stress kostet Milliarden
- Was das für Führungskräfte bedeutet
- Resilienz ist Führungsqualität – nicht Fürsorge
- Die fünf Säulen gesunder Führung in der Schweiz
- Rechtlicher Rahmen: Gesundheitsschutz ist Pflicht
- Digitale Tools & BGM: Was die Schweiz bereits gut macht
- Das wirkt in der Schweiz
- Investieren mit Wirkung: Die betriebswirtschaftliche Perspektive
- Gesunde Führung ist eine nationale Aufgabe – und deine Chance
- Quellenverzeichnis
Schweizer Stress-Fakten
Aktuelle Stresssituation

- 23% der Schweizer Arbeitnehmenden fühlen sich regelmäßig gestresst (Steigerung von 18% auf 23% in 10 Jahren)
- 30.3% leiden unter emotionaler Erschöpfung
- 28.2% haben einen hohen Job-Stress-Index
- 53% der gestressten Personen haben Burnout-Risiko
Geschlechterunterschiede

- Frauen: 25% gestresst (vs. 17% in 2012)
- Männer: 21% gestresst (vs. 18% in 2012)
- 29% der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen sind gestresst
Wirtschaftliche Auswirkungen

- 6.5 Milliarden CHF jährlicher Produktivitätsverlust durch Stress
- 4.2 Milliarden CHF Burnout-Kosten pro Jahr
- 10 Milliarden CHF Depression-Kosten pro Jahr
- 8.000 CHF Produktivitätsverlust pro gestresstem Mitarbeiter/Jahr
BGM in der Schweiz

- 75% der Unternehmen ab 50 MA setzen BGM um
- 26.3% betreiben systematisches BGM (Steigerung seit 2016)
- 225.000 Angestellte arbeiten in Unternehmen mit 'Friendly Work Space' (FWS) Label
- 108 Schweizer Unternehmen haben das FWS-Label
BGM-Nutzen (SWiNG-Studie)

- 25% der Mitarbeitenden fühlen sich nach BGM-Intervention weniger gestresst
- 600 CHF Einsparung pro Mitarbeitendem und Jahr
- 1.7 Tage weniger Fehlzeiten bei stark gestressten Personen
- ROI 1:2.7 bis 1:16 je nach Untersuchung
Rechtliche Grundlagen

- Arbeitsgesetz Art. 6: Arbeitgebende müssen Gesundheit schützen
- ArGV 3 Art. 2: Schutz physischer und psychischer Gesundheit
- 42 Stunden reguläre Arbeitszeit pro Woche
- 45-50 Stunden Höchstarbeitszeit pro Woche
Die wirtschaftliche Realität: Stress kostet Milliarden
- 6,5 Mrd. CHF Produktivitätsverlust jährlich – überwiegend durch Präsentismus
- 4,2 Mrd. CHF durch Burnout-bedingte Ausfälle
- 10,0 Mrd. CHF aufgrund von Depressionen
Hinzu kommt: Gestresste Mitarbeitende erbringen laut aktuellen Erhebungen bis zu 8.000 CHF weniger Produktivität pro Jahr – und ihre Leistungsfähigkeit sinkt im Schnitt um bis zu 10 %.
Was das für Führungskräfte bedeutet
Diese Entwicklungen sind keine abstrakten Zahlen – sie betreffen dich als Führungskraft unmittelbar:
- Du bist Vorbild im Umgang mit Belastung.
- Du hast eine gesetzlich verankerte Verantwortung für den Gesundheitsschutz.
- Und du verfügst über den grössten Hebel, um resiliente, gesunde Strukturen zu etablieren.
Gesunde Führung bedeutet heute nicht nur, Ziele zu erreichen – sondern selbst dabei gesund zu bleiben und andere gesund zu halten.
Resilienz ist Führungsqualität – nicht Fürsorge
Resiliente Führung heisst, systematisch Belastungen zu erkennen, Ressourcen zu fördern und Handlungsspielräume zu schaffen. Das beginnt bei dir selbst: mit mentaler Selbstführung, emotionaler Stabilität und einem klaren Verständnis für die eigene Rolle im System. Aber Resilienz ist auch eine Kulturfrage. Mitarbeitende, die sich sicher fühlen, ihre Meinung äussern dürfen, Unterstützung erfahren und faire Ziele haben, bleiben motivierter – und gesünder.
Die fünf Säulen gesunder Führung in der Schweiz
- Wertschätzung leben: In der Schweizer Arbeitskultur mit ihren flachen Hierarchien ist gelebte Anerkennung ein zentraler Motivationsfaktor.
- Klar kommunizieren: Offene, transparente Kommunikation schafft Sicherheit – besonders in Umbruchphasen.
- Realistische Ziele setzen: In einer auf Präzision ausgerichteten Wirtschaft zählt weniger das Tempo, mehr die Nachhaltigkeit.
- Unterstützung bieten: Proaktive Hilfe bei Überlastung wirkt präventiv – nicht schwächend, sondern stärkend.
- Vorbild sein: Gesunde Führung beginnt bei dir. Dein Verhalten formt das Klima – still, aber dauerhaft.
Rechtlicher Rahmen: Gesundheitsschutz ist Pflicht
Das Schweizer Arbeitsgesetz verpflichtet Arbeitgebende, alle nötigen und zumutbaren Massnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit zu treffen. Dazu zählen:
- Ergonomische und zeitlich ausgewogene Arbeitsbedingungen
- Vermeidung übermässiger Belastung
- Angemessene Arbeitsorganisation
- Einhaltung gesetzlicher Ruhezeiten (mind. 11 Stunden täglich)
Führungskräfte sind damit gesetzlich verpflichtet, frühzeitig auf Belastungssymptome zu reagieren – etwa bei Leistungseinbruch, sozialem Rückzug oder Reizbarkeit.
Digitale Tools & BGM: Was die Schweiz bereits gut macht
Die Schweiz verfügt über ein differenziertes System zum betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM), das durch klare Standards und digitale Innovationen ergänzt wird:
- 75 % der Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden setzen BGM-Massnahmen um.
- 600 CHF pro Jahr und Mitarbeitendem lassen sich durch wirksames BGM einsparen.
- Resilienztrainings, Stressmanagement-Seminare und digitale Tools wie Achtsamkeits-Apps und Wellbeing-Surveys werden zunehmend akzeptiert und genutzt.
Das wirkt in der Schweiz
Laut Studien wirken folgende Massnahmen besonders gut (subjektive Wirksamkeit):
- Schlaf & Erholung – 92 %
- Work-Life-Balance – 90 %
- Zeitmanagement – 88 %
- Achtsamkeitstraining – 85 %
Die Kombination aus struktureller Prävention und individueller Reflexion zeigt den grössten Effekt – insbesondere bei hoch belasteten Mitarbeitenden.
Investieren mit Wirkung: Die betriebswirtschaftliche Perspektive
Ein strukturierter Gesundheitsansatz amortisiert sich schnell:
- ROI von 1:2,7 bis 1:16, je nach Branche und Umsetzungstiefe
- Bis zu 10 % Produktivitätsgewinn durch resilientere Mitarbeitende
- Reduzierte Fehlzeiten und geringere Fluktuation
Gerade in einem Hochlohnland wie der Schweiz rechnet sich jede Investition in Gesundheit doppelt – menschlich wie ökonomisch.
Gesunde Führung ist eine nationale Aufgabe – und deine Chance
Die Zahlen sind eindeutig. Die Strukturen sind vorhanden. Jetzt kommt es auf die Menschen an, die sie mit Leben füllen. Als Führungskraft in der Schweiz verfügst du über:
- Tools und Weiterbildungsangebote zur Stressprävention,
- und ein wachsendes Bewusstsein in Wirtschaft und Politik.
Was jetzt zählt: Haltung, Klarheit und Konsequenz. Gesunde Führung ist kein Selbstzweck. Sie ist der stärkste Hebel für nachhaltige Unternehmensentwicklung in einer Zeit, die uns alle fordert – menschlich, strategisch und wirtschaftlich.
Quellenverzeichnis
1. Gesundheitsförderung Schweiz (2022).
Job-Stress-Index 2022 – Ergebnisse des Monitorings.https://gesundheitsfoerderung.ch
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit Universität Bern und ZHAW.
2. SWiNG-Pilotstudie
Stressmanagement, Wirkung und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung.Projektpartner: Gesundheitsförderung Schweiz, Universität Bern, verschiedene Unternehmen (z. B. ABB, Nestlé, Schweizer Kantone).
https://gesundheitsfoerderung.ch/sites/default/files/migration/documents/Geschaeftsbericht_Gesundheitsfoerderung_Schweiz_2019.pdf
3. BGM-Monitoring Schweiz (2022)
Verbreitung, Standards und Wirkung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.Herausgeber: Gesundheitsförderung Schweiz
https://gesundheitsfoerderung.ch/news/betriebliches-gesundheitsmanagement-bgm/job-stress-index-2022
4. Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (Arbeitsgesetz, ArG)
Artikel 6 – Gesundheitsschutzhttps://www.fedlex.admin.ch
5. Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz (ArGV 3)
Artikel 2 – Allgemeine Gesundheitsvorsorgehttps://www.fedlex.admin.ch